Die historische Postkarte

Historische Postkarte historische Postkarte 1934
Festspielhaus in Bayreuth

Was wir heute Postkarte nennen, ist eigentlich eine Ansichtskarte (mit einem mehr oder weniger schönen Bildmotiv auf der Vorderseite). Die klassische Postkarte ließ sich 1861 ein gewisser Mr. Carlton in den USA patentieren. Allerdings waren bereits 1760 von der Pariser Stadtpost „Petite Poste“ erstmals Postkarten im innerstädtischen Postverkehr verwendet haben.

Richtig amtlich kamen Postkarten aber erst 1869 nach Europa. In Österreich-Ungarn wurde die Postkarte unter dem schönen Namen Correspondenzkarte eingeführt (den offiziellen Namen Postkarte vergab die Post in Deutschland am 1. März 1872). In Deutschland wurde die Einführung der Postkarte zunächst noch wegen der offenen Lesbarkeit aus "sittlichen Gründen" abgelehnt. 1870 war es dann aber auch in Deutschland und der Schweiz soweit. Die ersten Postkarten, oder wie sie auch in Deutschland damals noch hießen, „Correspondenzkarten“, konnten auf die Reise gehen. Während in Österreich dabei eingedruckte Briefmarken verwendet wurden, musste man hierzulande seine Briefmarke selbst aufkleben.

Die neue Postkarte entwickelte sich schnell zum Verkaufsschlager. 1870/71, während des deutsch / französischen Krieges gab es die erste Massennutzung der neuen Postkarte. Da die deutschen Truppen kein Porto zahlen mussten, wurden während des Krieges rund 10 Millionen Feldpostkarten von der Front in die deutsche Heimat geschickt.

Ansonsten konnten die Karten allerdings zunächst nur innerhalb des eigenen Landes verschickt werden. Erst als 1875 ein Weltpostverein gegründet wurde, sorgte dieser dafür, dass ein Versand innerhalb Europas auch länderübergreifend möglich wurde (und ab 1878 auch weltweit).

Bis in die 1920er Jahre hinein waren Postkarten auch ein beliebtes Sammelobjekt, das eine ganze Zubehörindustrie hervorbrachte, die den geneigten Postkartensammler mit Alben und Sammelkisten versorgte.

Im 20 Jhdt. erfreute sich die Postkarte dann auch dauerhafter Beliebtheit um Urlaubsgrüße oder Glückwünsche zu Weihnachten und zum Geburtstag zu versenden. Mit Beginn des neuen Jahrtausends ging der Versand von Postkarten dann deutlich zurück, vor allem durch die massenhafte Verbreitung elektronischer Medien wie E-Mail und SMS und natürlich der E-Card. Im Internet treffen alte und neue Technologie aber auch wieder zusammen, denn längst gibt es die Möglichkeit eine MMS (SMS mit Foto) direkt an einen Dienstleister zu verschicken, der diese dann als klassische Postkarte druckt und per Post an den Adressaten versendet.

Farben und Formen der Postkarten

Technik als Postkarten Motiv

Impressionen aus dem Hamburger Hafen

Anfangs war die Vorderseite der Karte noch dem Text vorbehalten, während die Rückseite ausschließlich für die Adresse reserviert war (strenggenommen ist die Vorderseite einer Postkarte eigentlich die, wo die Adresse eingetragen wird). Dann gab es Zwischenformen mit Adresse und Bildmotiv auf einer Seite und dem Text auf der anderen. Aber schon bald setzte sich die Aufteilung, wie wir sie bis heute kennen, durch.

Auch wurde die Postkarte fast ausschließlich für geschäftliche Zwecke genutzt - z.B. als Vertreterkarte zur Ankündigung eines Vertreterbesuchs. Doch schnell setzten sich (auch dank neuer Druckverfahren, die schon bald Farbdruck ermöglichten) Motivkarten durch und die Vorderseite der Postkarte wurde für Bildmotive verwendet.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich auch eine unglaubliche Formen- und Materialvielfalt, wobei das heute bekannte Standardformat für Postkarten von 14,8 x 10,5 cm am 1.Oktober 1927 eingeführt wurde. Darüber hinaus gibt es aber heute von der Postkarte mit gezackten Rändern bis zum Herzformat und vom Querformat bis zum 360 Grad Panoramaformat jede nur erdenkliche Formgebung und auch beim Material wurde schon so manches Experiment betrieben (sehr gut gefallen haben mir die Schwammpostkarten, die es in den 90er Jahren mal gab oder die Wackelkarten, bei denen sich das Motiv je nach Blickwinkel veränderte). Auch gestanzte Postkarten oder parfümierte Karten hat man schon gesehen.

Postkarten Motive im Laufe der Zeit

Frau auf Postkarte

junge Frau in ganz natürlicher Pose

Nachdem die Postkarte Einzug ins Privatleben gehalten hatte, entwickelten sich schnell Spezialarten für festliche Anlässe. Von Hochzeitskarten bis Geburtstagskarten, von Weihnachtskarten bis hin zu Trauerkarten und allgemeinen Glückwunschkarten, die es heute für jeden nur erdenklichen Anlass gibt (Taufe, Führerschein, bestandenes Abitur, ...). Und schnell entwickelte sich daraus auch die festlichere Variante der Doppelkarte (oder Klappkarte), die wie ein Brief im Umschlag verschickt wurde. Und in Museen werden gerne Kunstpostkarten mit Reproduktionen der dort gezeigten Kunstwerke verkauft. Der große Klassiker, der sich bis heute weltweit großer Beliebtheit erfreut, ist aber die Urlaubskarte geworden. Wahrscheinlich weil man damit den Daheimgebliebenen nicht nur einen netten Gruß zukommen lassen, sondern auch gleich ein wenig damit angeben konnte, was für einen tollen Urlaub man sich leisten konnte.

Bei den Motiven, die sich auf der Postkarte fanden, spiegelte sich auch immer der Zeitgeist wieder. Zu Beginn wurden noch gezeichnete Motive (z.B. Grüße vom Oktoberfest), touristische Sehenswürdigkeiten und vaterländische Motive mit kriegsverherrlichenden Szenen und statischen Motiven aus den ersten Fotostudios gedruckt. Sehr beliebt waren (bis in die 1970er Jahre hinein) auch schöne Frauen, gerne auch in (für damalige Zeiten) etwas gewagten Posen. Ungekünstelte Motive aus realen Lebenswelten existierten dabei noch nicht.

Bis zum zweiten Weltkrieg waren dann Symbole des technischen Fortschritts sehr beliebte Postkarten Motive. Zeppeline, Lokomotiven, Schiffe und Autos wurden gerne als Postkarte verschickt und spiegelten dabei immer auch die Fortschrittsgläubigkeit der Epoche wieder.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde dann natürlich auch die Postkarte gleichgeschaltet und für die Propaganda der Nazis genutzt ... glückliche Mütter mit vielen Kindern, stolze Soldaten und überall die Symbole des NS-Regimes, bishin zu der als Hakenkreuz aufgehenden Sonne über dem Lebensborn-Heim. Diese Postkarte und andere Beispiele aus diese Zeit finden sich bei Spiegelonline.

Die Postkarte nach 1945

Mit die Entwicklung der Fotografie hin zu immer preiswerteren und leichteren Kameras änderten sich nach dem zweiten Weltkrieg auch die Motive auf Postkarten hin zu lebendigeren Fotos, die auch den Alltag der Menschen widerspiegelten. Und mit der aufkeimenden Protestkultur der 60er und 70er Jahre kamen auch zunehmend politische Motive auf (z.B. von dem (Postkarten) Künstler Klaus Staeck), die sich mit aktuellen Themen wie Atomkraft und Friedensbewegung beschäftigten.

In jüngster Zeit findet die Postkarte erhöhte Verbreitung als Gratiskarte, die massenhaft in Kneipen und Restaurants in eigens dafür aufgehangenen Ständern zu finden ist. Hierbei wird auf eine geschickte Mischung aus Künstler- und Werbekarten geachtet, sowie auf eine hohe Zahl an neuen Postkarten.

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